Fieber ist einer der häufigsten Gründe für Arztbesuche bei Kindern – etwa 70 % der pädiatrischen Konsultationen stehen im Zusammenhang mit Fieber.
Fieber ist eine natürliche und wichtige Reaktion auf Krankheitserreger. Es kann aus verschiedenen Gründen auftreten, beispielsweise bei Virusinfektionen, bakteriellen Infektionen, Reaktionen nach Impfungen und anderen Erkrankungen. Hier findest Du Informationen, die Dir helfen werden, Fieber bei Kindern und Babys zu verstehen und zu behandeln.
![Temperaturmessung mit einem Kriegsthermometer](https://static.wixstatic.com/media/e2e0ed_25fb087c4d4a4a54b1294b8f04ca6e0a~mv2.jpg/v1/fill/w_980,h_925,al_c,q_85,usm_0.66_1.00_0.01,enc_auto/e2e0ed_25fb087c4d4a4a54b1294b8f04ca6e0a~mv2.jpg)
1. Anzeichen von Fieber erkennen
Wenn Dein Kind Fieber hat, bemerkst Du möglicherweise, dass sich der Körper Deines Kindes warm anfühlt, das Gesicht rot wird, es schwitzt, quengelig wird und schwach ist. Bei Temperaturspitzen können sich auch die Hände und Füße kalt anfühlen und bläulich erscheinen, während es bei Temperatursenkung stark schwitzen kann.
2. Wie misst man die Körpertemperatur?
Bei kleinen Kindern ist die rektale Messung mit einem digitalen Thermometer die genaueste Methode. Bei älteren Kindern ist ein Ohrthermometer eine gute Option.
3. Fieber - die Reaktion des Immunsystems
Eine erhöhte Temperatur ist ein klares Zeichen dafür, dass der Körper Deines Kindes gegen eine Infektion kämpft. Die Körpertemperatur steigt, weil das Immunsystem aktiviert wird. Der menschliche Körper kann Fieber bis zu 41°C effektiv bekämpfen.
Normale Körpertemperatur: 36,5 °C – 37,5 °C
Höhere Temperatur: 37,6 °C – 38,4 °C
Fieber: >38,5°C (bei Neugeborenen > 38,0°C)
Dauer des Fiebers:
Bei den meisten Infektionen dauert das Fieber ungefähr 3-5 Tage und sinkt dann von selbst, weil das Immunsystem deines Kindes die Erreger erfolgreich bekämpft. Manche Kinder fiebern etwas kürzer, andere etwas länger – das ist ganz normal. Wichtig ist, dass du auf das Allgemeinbefinden deines Kindes achtest. Wenn das Fieber sehr lange anhält oder dein Kind sich trotz sinkender Temperatur nicht besser fühlt, hole dir ärztlichen Rat.
4. Das Fieber behandeln
Fieber an sich ist nicht gefährlich. Es ist ein Zeichen dafür, dass das Immunsystem Deines Kindes aktiv dabei hilft, sich zu erholen. Sorge bei Fieber dafür, dass Dein Kind ausreichend Ruhe, Flüssigkeit und sanfte Pflege bekommt.
Sorge für eine angenehme Umgebung
Ruhe bewahren
Beobachte Dein Kind aufmerksam, messe die Temperatur regelmässig und schreibe diese auf.
Ziehe dein Kind nicht zu warm an, um einen Hitzestau zu vermeiden.
Vorbeugung von Dehydration: Achte darauf, dass dein Kind genug trinkt, besonders bei Babys und Kleinkindern, da sie schnell austrocknen können und im Falle einer Dehydration möglicherweise sofortige medizinische Hilfe brauchen. Die Windeln sollten regelmäßig nass sein, bzw. dein Kind sollte regelmäßig zur Toilette gehen.
Um das Fieber sanft zu senken, versuche diese Methoden:
Wadenwickel mit lauwarmem Wasser
(kaltes Wasser vermeiden und Wickel nach 10 Minuten wechseln).
Feuchter, lauwarmer Waschlappen auf der Stirn.
Häufiger Wäschewechsel für Bettwäsche, Handtücher und Kleidung.
Die Behandlung von Fieber kann für Eltern eine beunruhigende Zeit sein. Denke daran, Pausen einzulegen und ausreichend zu trinken, während Du dich um Dein Kind kümmerst.
5. Wann sollten fiebersenkende Medikamente eingesetzt werden?
Fiebersenkende Medikamente wie Ibuprofen oder Paracetamol werden hauptsächlich zur Linderung der Beschwerden und nicht zur Senkung der Körpertemperatur eingesetzt.
Geht es deinem Kind insgesamt gut, musst du nicht sofort Medikamente verabreichen.
Achte immer auf die Dosierungsanweisungen auf der Packung des Medikaments, die auf dem Gewicht Deines Kindes basieren.
Medikamente sollten im Allgemeinen nicht öfter als alle 8 Stunden verabreicht werden.
Kombinierte oder abwechselnde Gabe verschiedener fiebersenkender Mittel wird nicht empfohlen. Wenn das Fieber anhält, oder das Fiebermedikament nicht ausreicht frage Eure*n Ärztin/Arzt um Rat.
Gib Kindern unter 12 Jahren niemals Acetylsalicylsäure (ASS). Dieses Medikament kann in seltenen Fällen das Reye-Syndrom auslösen. Dies ist eine schwere Erkrankung, die Leber und Gehirn betrifft und lebensgefährlich sein kann.
!!!Sei vorsichtig, wenn Du Deinem Kind rezeptfreie Medikamente gibst. Nicht alle Medikamente sind für Kinder jeden Alters geeignet. Frage Eure*n Ärztin/Arzt oder Apotheker/in nach der richtigen Dosierung.
6. Wann solltet ihr zur*m Kinderärztin/arzt
Der Zeitpunkt für die Inanspruchnahme medizinischer Hilfe hängt vom Alter Deines Kindes und seinem Gesamtzustand ab.
Für Babys unter 1 Jahr:
Wenn Dein Baby Fieber hat, solltet Ihr unbedingt am selben Tag eine*n Kinderärztin*arzt aufsuchen . Diese*r wird Dein Baby untersuchen und Dir die notwendige medizinische Beratung geben. Es ist wichtig, die Ursache des Fiebers zu bestimmen (z. B. eine Ohrentzündung oder Bronchitis).
Für Kinder über 1 Jahr:
Wenn Dein Kind älter als 1 Jahr ist und ansonsten gesund erscheint, kannst Du versuchen, das Fieber zu Hause zu behandeln. Die genaue Temperatur allein ist nicht entscheidend für das weitere Vorgehen. Wichtig ist immer zu schauen, wie geht es deinem Kind, gibt es einen Grund, und muss dieser Grund behandelt werden.
Du sollten eine*n Ärztin/Arzt aufsuchen, wenn:
Fieber sinkt trotz fiebersenkender Maßnahmen nicht.
Dein Kind fühlt sich dauerhaft sehr unwohl.
Sie Ursache des Fiebers unklar bleibt.
Hautausschlag.
Atembeschwerden, erschwerte Atmung.
Ohrenschmerzen bei unter 2 Jährigen.
Nackensteifheit, starke Kopfschmerzen.
Dehydratation.
Bei Anzeichen wie punktförmigen Einblutungen (Petechien).
Anhaltendes, hohes Weinen .
Anhaltendes Erbrechen oder Durchfall.
Wiederholte Fieberschübe.
Hohes Fieber (über 41 °C), das rasch steigt.
Apathie oder ungewöhnliche Schläfrigkeit.
Rufe den Notruf 112 bei Fieberkrämpfen oder wenn Dein Kind nicht ansprechbar ist.
Vertraue deinem elterlichen Instinkt und wende dich an deinen Kinderarzt, wenn du Rat benötigst.
Wochenende/Nächte: Das Fieber ist sehr hoch und ich mache mir Sorgen – was kann ich tun?
Du erreichst den ärztlichen Bereitschaftsdienst unter der Nummer 116117. Diese Hotline bietet medizinische Unterstützung in nicht lebensbedrohlichen Situationen. Ein Team von Fachkräften hört sich Deine Sorgen aufmerksam an, gibt wertvolle Ratschläge und berät, ob der Zustand IDeines Kindes zu Hause behandelt werden kann oder ein Arztbesuch erforderlich ist.
7. Was passiert beim Arzt?
Anamnese: Wenn du mit deinem fiebernden Kind zum Arzt gehst, wird zuerst genau nachgefragt: Seit wann hat dein Kind Fieber? Wie hoch ist die Temperatur? Gibt es weitere Symptome wie Ausschlag, Atemprobleme oder starke Unruhe?
Untersuchung: Anschließend untersucht der Arzt oder die Ärztin dein Kind gründlich. Dazu gehört, dass Herz und Lunge mit dem Stethoskop abgehört werden, in die Ohren geschaut wird, um eine mögliche Mittelohrentzündung zu erkennen, und der Mund- und Rachenraum überprüft wird. Auch die Lymphknoten, die Haut und manchmal der Bauch werden untersucht, um weitere Hinweise auf die Ursache des Fiebers zu bekommen.
Je nach Verdacht können zusätzliche Untersuchungen nötig sein, wie ein Urintest oder ein Rachenabstrich. In seltenen Fällen ist auch eine Blutentnahme sinnvoll, um eine genaue Diagnose zu stellen.
Die Behandlung hängt davon ab, was das Fieber auslöst. Handelt es sich um eine bakterielle Infektion, kann ein Antibiotikum nötig sein. Bei Virusinfektionen hilft oft vor allem Geduld, bis der Körper die Erreger selbst bekämpft hat.
Fiebersenkende Medikamente wie Paracetamol oder Ibuprofen können helfen, wenn dein Kind sich sehr unwohl fühlt. Sie gibt es als Saft, Zäpfchen oder Tabletten.
In seltenen Fällen kann ein Krankenhausaufenthalt erforderlich sein – zum Beispiel, wenn dein Kind stark dehydriert ist oder eine ernste Ursache vermutet wird. Dein Arzt oder deine Ärztin wird dich hierzu beraten und die beste Entscheidung für dein Kind treffen.
Stand 02/2025
Ressourcen:
https://www.dgkj.de/eltern/dgkj-elterninformationen/elterninfo-fieberkrampf https://www.kinderaerzte-im-netz.de/krankheiten/fieber/
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