In diesem Blogbeitrag werde ich einen genaueren Blick auf die Wissenschaft werfen. Vielleicht hast du schon einmal das Zitat von Virginia Satir – einer Familientherapeutin und Pionierin auf diesem Gebiet – gehört, dass wir „vier Umarmungen pro Tag zum Überleben, acht zur Aufrechterhaltung und zwölf fürs Wachstum“ benötigen. Auch wenn diese Zahlen nicht auf wissenschaftlicher Forschung basieren, erinnern sie uns eindrucksvoll daran, welche kraftvolle Rolle eine einfache Umarmung für unser emotionales und mentales Wohlbefinden spielen kann.
Ich möchte dir zeigen, wie Umarmungen dabei helfen, Stress abzubauen, Schmerzen zu lindern und eine tiefe emotionale Bindung zwischen dir und deinen Kindern zu fördern.
![Mother and Child hugging](https://static.wixstatic.com/media/e2e0ed_1a363a44c53949ee8d152758b7913d75~mv2.png/v1/fill/w_980,h_1225,al_c,q_90,usm_0.66_1.00_0.01,enc_auto/e2e0ed_1a363a44c53949ee8d152758b7913d75~mv2.png)
Biologische Grundlagen
Oxytocin – Das Kuschelhormon
Bereits eine einfache Umarmung löst in unserem Körper die Ausschüttung von Oxytocin aus. Dieses Hormon vermittelt nicht nur ein intensives Gefühl der Nähe und Verbundenheit, sondern reduziert auch Stress. Bei Kindern spielt Oxytocin eine entscheidende Rolle, denn es hilft, Ängste zu mildern, den Blutdruck zu senken und das Immunsystem zu stärken. Gerade in sensiblen Momenten schafft diese natürliche Reaktion eine Atmosphäre der Sicherheit und des Vertrauens.
Reduktion von Stresshormonen und Entzündungswerten
Studien zeigen, dass regelmäßige Umarmungen den Cortisolspiegel – das Stresshormon – signifikant senken. Bei jungen Erwachsenen konnte nachgewiesen werden, dass tägliche Umarmungen mit einer Reduktion entzündungsfördernder Stoffe einhergehen. Diese positiven Effekte unterstützen nicht nur das allgemeine Wohlbefinden, sondern stärken auch langfristig die Abwehrkräfte. Besonders in Zeiten, in denen äußere Belastungen zunehmen, ist diese natürliche Stressreduktion von unschätzbarem Wert.
Umarmungen zur natürlichen Schmerzstillung und Beruhigung
Schmerzlinderung bei Neugeborenen
Untersuchungen zeigen, dass Neugeborene, die während einer Blutabnahme in den Armen ihrer Mutter getröstet werden, weniger Schmerzverhalten, eine niedrigere Herzfrequenz und verkürztes Weinen aufweisen. Diese Erkenntnis unterstreicht, wie wichtig körperliche Nähe ist.
Sanfte Berührungen bei medizinischen Eingriffen
Auch bei kleinen medizinischen Eingriffen, wie etwa einer Venenpunktion, können liebevolle Umarmungen und sanftes Streicheln zur Schmerzlinderung beitragen. Diese beruhigende Methode hilft Kindern, besser mit stressigen Situationen umzugehen, und reduziert die Angst vor medizinischen Behandlungen.
Stärkung der emotionalen Bindung und sozialen Kompetenz
Förderung der Eltern-Kind-Bindung
Elterliche Umarmungen sind weit mehr als nur ein Zeichen von Zuneigung. Schon bei Säuglingen ab etwa vier Monaten zeigen Untersuchungen, dass regelmäßige körperliche Nähe eine parasympathische Reaktion auslöst – erkennbar an einer verringerten Herzfrequenz. Diese Reaktion ist nicht nur ein Indikator für körperliches Wohlbefinden, sondern legt auch den Grundstein für eine starke, vertrauensvolle Bindung zwischen Eltern und ihren Kindern.
Empathie, Selbstbewusstsein und Sicherheit
Positive Berührungen fördern zudem die Entwicklung sozialer Kompetenzen. Kinder, die regelmäßig liebevolle Umarmungen erfahren, entwickeln ein starkes Selbstbewusstsein und sind in der Lage, empathische und vertrauensvolle Beziehungen zu ihren Mitmenschen aufzubauen.
Wie lange sollte eine Umarmung idealerweise dauern?
Das ist eine gute Frage – idealerweise so lange, wie es gebraucht wird! Und ja, zu diesem Thema gibt es Studien.
Die ideale Dauer einer Umarmung, um ihre vollen positiven Effekte freizusetzen, ist in der wissenschaftlichen Forschung noch immer Gegenstand lebhafter Diskussionen.
5 bis 10 Sekunden – ein guter Richtwert:
Viele Studien deuten darauf hin, dass eine Umarmung, die zwischen 5 und 10 Sekunden andauert, eine signifikante Freisetzung von Oxytocin – dem Hormon, das mit Bindung und Entspannung verbunden ist – bewirken kann, während gleichzeitig die Cortisolwerte, die mit Stress in Zusammenhang stehen, gesenkt werden.
Der Mythos der 20-Sekunden-Umarmung
Vielleicht hast du schon von der sogenannten 20-Sekunden-Umarmung gehört. Allerdings basiert diese Zahl mehr auf Expertenmeinungen als auf eindeutigen empirischen Befunden.
Letztendlich zählt vor allem die bewusste, liebevolle Aufmerksamkeit, die ihr miteinander teilt – egal, ob die Umarmung 3, 5 oder 10 Sekunden dauert. Wichtig ist, dass ihr wirklich spürt, dass ihr füreinander da seid.
Conclusion
Die wissenschaftlichen Erkenntnisse sind beeindruckend: Umarmungen sind ein natürlicher, wirksamer Weg, sowohl Körper als auch Seele zu stärken. Sie helfen, Schmerzen zu lindern, Stress abzubauen und eine tiefe emotionale Bindung aufzubauen – Faktoren, die für die gesunde Entwicklung deiner Kinder von unschätzbarem Wert sind.
Mach Umarmungen zu einem festen Bestandteil deines Alltags und gib deinem Kind die Freiheit, selbst zu entscheiden, wann die Umarmung endet – wie lange genießt dein Kleines die Umarmung?
Dies sind Momente der Wärme, die ein Leben lang halten. Denk daran, Umarmungen sind kraftvoll, und Elternumarmungen haben echte Superpower!
Stand: 02/2025
Ressourcen:
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